Warum die Ressource Wissen ein Nachhaltigkeitsthema ist

Warum die Ressource Wissen ein Nachhaltigkeitsthema ist

Nachhaltigkeit ist in aller Munde und ein Thema das inzwischen ebenso inflationär wie vielfältig gebraucht wird. Nachhaltigkeit als Wort steht für Bewahren, zukunftsfähiges und langfristig orientiertes Handeln, Berücksichtigung der Außenwelt, Substanzerhalt. Für Unternehmen bedeutet Nachhaltigkeit im Speziellen daher Maßnahmen die die Unternehmensfunktionen in Hinblick auf ökologische, soziale, unternehmerisch-steuernde und bestandssichernde Aspekte ausrichten.

Ökologische Aspekte können Themen wie Energieeffizienz oder ausbalancierte Einflüsse des Unternehmens auf die Umwelt sein. Soziale Aspekte können Funktionen und Kontrollen sein, die beispielsweise Arbeitsbedingungen angemessen ausrichten oder ein Engagement des Unternehmens im Bildungsbereich. Unternehmerisch-steuernde Aspekte tragen beispielsweise Sorge dafür, dass Wohlverhalten im Rahmen der gesetzlichen und gesellschaftlichen Normen stattfindet oder dolose Handlungen, wie Fraud, ausgeschlossen werden. Die bestandssichernden Aspekte der Nachhaltigkeit in Unternehmen berücksichtigen all solche Faktoren, die die langfristige Bestandssicherung und Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens beeinflussen. Und hier findet sich auch der erfolgskritische Wettbewerbsfaktor Wissen wieder, der nachhaltig gemanaged werden muss.

Wandel zur Wissensgesellschaft

Unser Lebensumfeld und die Arbeitswelt befinden sich in der Veränderung von der industriell geprägten Gesellschaft hin zur Informations- und Wissensgesellschaft. Unternehmen sind daher gehalten dieser Entwicklung proaktiv und nicht reaktiv zu begegnen um nachhaltig wettbewerbsfähig zu bleiben. Auch die globalisierte Wirtschaft treibt, geprägt durch sehr hohe Dynamik und größeren Wettbewerbsdruck, den Bedarf voran, Wissen nachhaltig zu managen um den damit verbundenen Herausforderungen zu begegnen. Immer kürzere Innovations- und Produktlebenszyklen verstärken zudem die Anforderung an die Unternehmen durch die Kreativität und das Wissen ihrer Mitarbeiter flexibel, zeitnah und persistent reagieren zu können.

Wettbewerbsfaktor Wissen

Wissen ist aus unterschiedlichen Gründen ein zentraler und nachhaltiger Wettbewerbsfaktor. Wissen bedeutet das Gesamt an Erkenntnissen und Fähigkeiten, die Personen im täglichen Leben zur Bewältigung von Aufgaben einsetzen. Dieses Wissen bildet sich aus Daten und Information die im Individuum vernetzt werden und daher an Personen gebunden ist. Dies bedeutet Wissen ist individuell und damit schwer imitierbar, folgerichtig ist das Unternehmen mit der effektiveren und besseren Wissensbasis gegenüber seinen Wettbewerbern im Vorteil. Wissen heißt auch Wissen über Anspruchsgruppen, also die Bedürfnisse, beispielsweise der Kunden, richtig bedienen zu können. Wissen bedeutet auch Kompetenz zu Handeln, also die richtigen Dinge richtig zu tun. Wissen und Wissensaustausch bedeutet ebenso lernen aus Fehlern, dies bedeutet dass Unternehmen die sich nachhaltig und ständig zu verbessern suchen, auf Wissen, Wissenaustausch und Wissensentwickelung angewiesen sind. Auch wenn Veränderungen von Nöten sind und ein Unternehmen flexibel, beispielsweise auf veränderte Marktgegebenheiten, reagieren muss, ist eine nachhaltige und sich entwickelnde Wissensbasis unerlässlich. Ebenso ist Innovation ohne solide Wissensbasis zum Scheitern verurteilt.

Wissen als ein entscheidender Baustein der Nachhaltigkeit

Wissen ist Teil der bestandssichernden Aspekte von nachhaltiger Unternehmensführung. Es liegt also in der unternehmerischen Verantwortung des Managements den Wettbewerbsfaktor Wissen aktiv zu steuern um nachhaltige Bestandssicherung zu erreichen und nicht sich selbst zu überlassen. Die Unternehmen die langfristig bestehen werden, sind nicht die informierten sondern die lernenden und wissenden Organisationen.

Artikel zu Intangible Assets und Unternehmensgrößen im Magazin Wissensmanagement

In der April/Mai Ausgabe Heft Nr. 3 der Zeitschrift Wissensmanagement erschien ein Grundsatzartikel von Prof. Dr. Frank Linde (FH Köln) und Jens Brodersen (DIIW). Inhalt des Artikels sind belegte Zusammenhänge zwischen Immateriellen Werten und Unternehmensgrößen sowie eine Diskussion über einen elaborierten Reportingprozess. Hier ein Abstract.

[…] Wissen als immaterieller Unternehmenswert
von Frank Linde, Jens Brodersen

Wissen ist ein immaterieller Wert. Immaterielle Werte, oder auch Intangible Assets im anglo-amerikanischen Sprachgebrauch, sind all jene Werte, die mittelbar oder unmittelbar auf den Unternehmenserfolg oder Unternehmenswert wirken, aber nicht fassbar und nicht direkt monetär messbar sind. Zu den immateriellen Werten zählen beispielsweise die Kundenzufriedenheit, der Markenwert, das Innovationspotenzial, die Mitarbeiterkompetenz, verschiedene Qualitätsstandards oder die Unternehmenskultur. Solche immateriellen Werte eines Unternehmens werden buchhalterisch nicht erfasst, auch in der Bilanz sucht man sie vergeblich. Ganz generell wohnt ihnen ein Dilemma inne: Zwar sind immaterielle Werte für Unternehmen von überragender Bedeutung [1], aber aufgrund ihrer nur indirekten monetären Bewertbarkeit werden sie häufig vom Management ignoriert, frei nach dem Motto: „You can’t manage what you can’t measure.“ Wo ließe sich also ansetzen, wenn man eine Verbindung zwischen den immateriellen Werten und dem Unternehmenserfolg herstellen will? […]

http://www.wissensmanagement.net/print/archiv/2008/wissensmanagement-03.shtml

Wissen macht Zukunft…

Wie erfolgskritisch Wissen und Information und dem zur Folge auch Wissensmanagement ist, zeigte sich wieder einmal bei der BMWi-Konferenz „Wissen macht Zukunft“ im Sommer dieses Jahres.

„Der Vorsprung an Wissen ist unser einziger und entscheidender Wettbewerbsvorteil“

stellte der Parlamentarische Staatssekretär beim Bundesminister für Wirtschaft und Technologie und Mittelstandsbeauftragte der Bundesregierung, Hartmut Schauerte, noch einmal klar.

Interessant ist die Veränderung des Grundtenors: Wo früher Wissensmanagement erst als Allheilmittel verschrien wurde, dann enttäuschte und anschließend lediglich als theoretische Möglichkeit angesehen wurde, scheint es jetzt, auch gestützt durch gute Praxisresultate, einen belegbaren und unzweifelhaften Beitrag zu leisten – und das eben nicht mehr nur bei Wissensmanagementanhängern sondern auch bei Fachfremden. Auch die Kraft die in Communities steckt scheint inzwischen nicht mehr angezweifelt zu werden.

Eine begrüßenswerte Entwicklung. Jetzt muss sich zeigen ob dieser Paradigmenwechsel auch in Taten umgesetzt wird.

Conference on Intellectual Capital for Communities

Hier das Video der Conference on Intellectual Capital for Communities aus dem Jahr 2005 von der Weltbank. Teilnehmer sind Jean-Eric Aubert, Ahmed Bounfour, Leif Edvinsson, Dominique Guellec, Guenter Koch, Oluf Nielsen, Graham Vickery u.a.

Hier eine Beschreibung:
The knowledge economy has become credited with an increasing role in the world’s productivity. Because of its importance, the Knowledge for Development Group of the World Bank Institute organized an international conference on “Intellectual Capital for Communities” in partnership with the University of Marne la-Vallée. Taking place at the World Bank Paris office on June 20, 2005, the final panel of the day was chaired by Jean-Eric Aubert, Lead Specialist at the World Bank Institute, and included as panelists Ahmed Bounfour, professor at the University of Marne-la-Vallée; Graham Vickery, Head of Unit at the Organisation for Economic Co-operation and Development (OECD); Oluf Nielsen, Scientific Officer at the European Commission; Dominique Guellec, Chief Economist at the European Patent Office; Leif Edvinsson, adjunct Professor at Lund University; and Guenter Koch, Chairman of Execupery.

The panel noted that there needs to be a higher level of data surrounding the problem of intellectual capital—not only in amount, but also in the ability to crosslink and share data. The lack of an international common market and legal framework for intellectual property was also seen as a problem that needs political leadership. However, panelists and respondents recognized that the recipients of good or bad decisions on intellectual capital will be people too young to participate in current conferences or discussions. Any frameworks created must be sustainable and robust.

Und hier der Link zum Video:
Conference on Intellectual Capital for Communities

Aktuelle Studie zur Ressource Information in Unternehmen 2007

Das Deutsche Institut für immaterielle Werte hat jüngst eine bundesweite Studie durchgeführt bei der Unternehmensvertreter aus Informationsmanagementabteilungen befragt wurden. Hier einige der Untersuchungsergebnisse.

• 169 Unternehmensvertreter aus dem Informationsmanagement haben an der Befragung teilgenommen. 65% der teilnehmenden Unternehmen waren Großunternehmen.

• Die überwiegende Zahl der befragten Unternehmen bewertet das eigene Informationsmanagement in der Wirkung als unzureichend.

• Nur wenige Unternehmen arbeiten im Umgang mit der Ressource Information mit Planung und Zielvorgaben. IT-Strategien sind im Einsatz, werden allerdings häufig nicht konsequent umgesetzt.

• Zwischen verschiedenen Bereichen die mit dem Management von Informationen betraut sind gibt es nur in seltenen Fällen eine Zusammenarbeit.

• Eine Qualitätseinschätzung oder eine Prüfung auf Relevanz durch eine inhaltliche Prüfung findet in nur wenigen Unternehmen statt,  obwohl dies von den meisten als nützlich vermutet wird um die Informationsversorgung zu verbessern.

• Eine Reduktion auf erfolgskritische Informationen wird von den meisten Befragungsteilnehmern als nützlich vermutet.

• In der größeren Anzahl Unternehmen sind wenig effiziente Ordnungssysteme für Informationen im Einsatz.

• Die Mehrheit der Befragungsteilnehmer sieht keine Notwendigkeit darin Daten, Informationen und Wissen differenziert zu betrachten.

Kommentar in der Wirtschaftswoche

Die Wirtschaftswoche berichtete in der Ausgabe 41/2007 in der Rubrik Politik + Weltwirtschaft unter dem Titel Bremse Nr. 1 über eine Initiative deutscher Unternehmen dem Ingenieurmangel zu begegnen.

Unternehmen gehen in die Schulen, um die Kinder für Naturwissenschaften
und Technik zu begeistern und den Ingenieurmangel zu bekämpfen.

Daraufhin folgte von mir folgender Kommentar der in der Ausgabe 44/2007 gekürzt veröffentlicht wurde. Hier der komplette Kommentar.

Hausgemachte Probleme – ignorierte Lösungsmöglichkeiten

Sicher ist es zu begrüßen, dass einige Unternehmen nun versuchen ihr Personalproblem mit einer langfristigen Lösung anzugehen, anstatt blind die Politik verantwortlich zu machen. Allerdings verbessert dies die gegenwärtige Situation nicht im Geringsten, der Globalisierungsdruck wird, gerade in der Industrie, in den nächsten Jahren in Deutschland noch deutlich spürbarer werden. Daher muss jetzt gehandelt werden und praxisnahe Lösungen, unabhängig von Neueinstellungen, gibt es en masse. Dies fängt beispielsweise bei professioneller Personalentwicklung an und geht über globales Recruitment und zielgerichteter interner Weiterbildung bis hin zum Wissensmanagement. Wenn Wissen und Innovation tatsächlich die kritischen Erfolgsfaktoren der deutschen Wirtschaft sind, dann dürfen sie nicht nur Plattitüden bleiben, sondern es müssen Taten folgen. Dann werden die begeisterten Schüler auch noch Arbeitgeber vorfinden wenn sie die Universitäten verlassen.

Wie sinnvolles Wissensmanagement erneut durch Hype und Technikfokus gefährdet wird

Wie schon in der Vergangenheit reklamieren Technologiekonzerne das Thema Wissensmanagement für sich. Dieses mal wird Web 2.0 zum Allheilmittel hochstilisiert und wiederum der Öffentlichkeit suggeriert Wissensmanagement ließe sich durch Technikeinsatz überzeugend realisieren. Ein Irrtum der ein weiteres mal die konsequente Umsetzung von Wissensmanagement in Unternehmen bedroht.   Wissensmanagement soll die Ressource Wissen im Sinne der Unternehmensziele nutzbar machen. Wissen bedeutet das Gesamt an Erkenntnissen und Fähigkeiten, die Individuen im täglichen Leben zur Bewältigung von Aufgaben einsetzen. Dieses Wissen bildet sich aus Daten und Information die im Individuum vernetzt werden und daher an Personen gebunden ist. Und hier wird deutlich das Technik allein dieses nicht leisten kann. Vielmehr müssen auch organisatorische und menschliche Faktoren mit einbezogen werden.

 Wissensmanagement ist weit komplexer als ein technisches Gimmick. Jede Organisation sollte kritisch prüfen ob und wie Wissensmanagement Nutzen stiften kann und die eigene Wissensbasis analysieren, denn Out-of-the-box Standardlösungen gehen häufig ins Leere da jede Organisation ganz eigene Anforderungen birgt.  Die engagierten und begrüßenswerten Initiativen des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie weisen den richtigen Weg. Deutschland ist als rohstoffarmes Land darauf angewiesen, das die Unternehmen ihre wichtigste Ressource, das Wissen und Innovationspotenzial ihrer Mitarbeiter, optimal nutzen. Nur mit einem Wiki irgendwo im Intranet ist es nicht getan.