Klima-Update

„Europe needs to intensify actions to adapt to climate change impacts“ – klare Worte der European Environment Agency. Für eine wirkliche Veränderung sind noch sehr viele und einschneidende Maßnahmen nötig.  

Doch es passiert zu wenig und auf der politischen Ebene findet die tatsächliche und konsequente Weichenstellung noch nicht statt. Einige der eher neuen Mitgliedsstaaten der Europäischen Union – Polen, Ungarn, Bulgarien, Slowakei – mauern hier aktiv. Deutschland bekleckert sich hier ebenfalls nicht mit Ruhm wo es beispielsweise die partielle Aufweichung der Regelungen zum europaweiten Emissionshandel unterstützt (s. Artikel von Germanwatch).

Zukunft 
Mit offenen Augen Richtung Abgrund könnte man in dem Zusammenhang denken – aber das Problem der globalen Verantwortungdiffusion liegt unter anderem darin, dass der Abgrund noch ein Stück zu weit weg ist. Zurück also zum Bericht der European Environment Agency der den Abgrund ein wenig plastischer darstellt. Hier ein paar der Ergebnisse: 

  • Global average temperature has increased almost 0.8 °C above pre-industrial levels, with even higher temperature increases in Europe and northern latitudes.
  • Annual precipitation changes are worsening differences between a wet Northern part of Europe and a dry South, with some Mediterranean regions receiving 20% less rain than a century ago.
  • According to satellite observations, global sea level has increased up to 3.1 mm/year in the past 15 years.
  • Uncertainty in the rate of melting of Greenland’s outlet glaciers makes projections of future sea level rise uncertain. Sea level rise can cause coastal flooding, coastal erosion and increased risk of salt water intrusion that could damage coastal ecosystems and wetlands.
  • The reduction in Arctic sea ice has accelerated: in September 2007 the minimum surface was only half the normal minimum measured in the 1950s. Arctic species such as seals, whales and polar bears are under threat.
  • Glacier retreat in Europe’s mountain systems, and the changes in temperature and precipitation, will have widespread consequences. Projections show an overall increase of river floods across Europe but an increase in river droughts in the South.
  • A northward movement of certain fish species —1000 km in the past 40 years—can have adverse effects on fisheries, such as reducing cod stocks in the North Sea.
  • Spring phytoplankton blooms in lakes are now occurring up to one month earlier than 30-40 years ago, which may favour harmful cyanobacteria threatening human health and ecosystems.
  • Plants, birds, insects and mammals are moving further north and uphill. By the end of this century, plant species may have shifted several hundred kilometres to the north and up to 60 % of mountain plant species may face extinction.
  • The agricultural growing season is now longer, especially in the North. Although this may favour the introduction of new crops, crop yields will become more variable because extreme weather events are projected to increase.
  • Increasing water demand for agriculture in the Mediterranean region will lead to unsustainable competition for water with tourism and households.
  • The growing season of forests is also changing and the danger of forest fires will increase in southern Europe.
  • Human health is also significantly affected by climate change. The 70,000 excess deaths reported from 12 European countries in 2003 could be an example of health impacts to come. Climate change increases the frequency and severity of extreme weather events. Projected future effects of heat-waves, floods and droughts, worsening air pollution and changes in vectors and plant distribution are likely to harm the health of many people, if global warming is unconstrained. Health system will need to be strengthened and action will need to be taken for particular vulnerable people, like the elderly, children or disadvantaged populations.

Hier der volle Bericht http://reports.eea.europa.eu/eea_report_2008_4/en/

Quelle: EEA, http://www.eea.europa.eu/pressroom/newsreleases/europe-needs-to-intensify-actions-to-adapt-to-climate-change-impacts 

Gegenwart
Nach dem Blick in die Zukunft ein Blick auf die Gegenwart und einige der Mitverursacher. Im Rahmen des Carbon Disclosure Projects sind für 2008 die ersten Ergebnisse erschienen. Hier ein paar Highlights:

„Carbon disclosure and climate change reporting is becoming increasingly critical for investors to fully assess their risks, liabilities and opportunities within their portfolios. The Carbon Disclosure Project (CDP) has published the results of the Global500, S&P500 and FTSE350 companies that disclosed their activities. The CDP initiative, now in its sixth year, provides investors with a unique analysis of how the world’s largest companies are responding to the challenge of climate change. Over 380 institutional investors sign up to CDP, with combined assets under management of $57 trillion. The reports provide real insight into how companies track their carbon footprint and consider the risks and opportunities of carbon on their business. It also shows how companies compare against their industry peer group and who is leading the field.“

  • European and North American companies set the pace in reporting carbon activity
  • Carbon intensive sectors performed slightly better in most aspects of disclosure
  • 74% of respondents reported that they have emissions reduction targets in place
  • Carbon intensive companies now account for 44% of Global 500 population, up from 40%
  • 90% of FTSE100 companies responded to CDP – the highest of any CDP sample in the world
  • A significant increase in respondents (50%) reported indirect emissions, such as business travel
  • 85% of respondents point to general opportunities arising from climate change
  • FTSE 350 companies represent 22% of the Global 500 Carbon Disclosure Leaders Index

Hier alle Reports:
http://www.pwc.com/images/gx/eng/about/cdp/CDP6-Report-Global500.pdf 
http://www.pwc.com/images/gx/eng/about/cdp/CDP6-Report-SP500.pdf
http://www.pwc.co.uk/eng/publications/carbon_disclosure_project_report_2008.html

Quelle: PwC UK
http://www.pwc.com/extweb/home.nsf/docid/90CE92CA661BD4E4852574C900626A3C

Nachhaltigkeit und die Bedeutung für den Finanzmarkt

Nicht nur für Kunden, Mitarbeiter, den Staat, Zulieferer oder Aufsichtsbehörden rückt Nachhaltigkeit immer mehr in den Fokus des Interesses. Auch aus einer Ecke von der man es im ersten Moment gar nicht so direkt vermuten würde, wird Interesse an Nachhaltigkeit immer lauter: Vom Finanzmarkt.

Investoren legen ihr Geld dort an wo sich vermutlich eine Rendite erzielen lässt. Hierbei steht das Risiko in Kombination mit der Renditerwartung klar im Mittelpunkt des Handelns. Nur auf welcher Basis werden Investmententscheidungen getroffen? Neben den allgemein zugänglichen Informationen, bspw. Marktinformationen, sind die Informationen die das Unternehmen selbst veröffentlicht von gewichtiger Bedeutung für den Investor.

Gerade wenn die Anlage nicht nur ein kurzfristiges, sondern mittel- bis langfristiges Investment ist, benötigt der Investor mehr Informationen als nur nackte Finanzkennzahlen.  Hier geht es um Glaubwürdigkeit, Vertrauen, eine  zukunftsfähige Strategie und nachhaltigen Geschäftserfolg. Hier ist es fraglich in wie weit ein Unternehmen glaubwürdig ist,  also sich für ein langfristiges Investment eignet,  wenn es über seine zukünftige Ausrichtung, über Nachhaltigkeit und die eigene unternehmerische Verantwortung nicht berichten will oder nicht berichten kann.

Lage- und Nachhaltigkeitsberichte werden verstärkt für Investitionsentscheidungen herangezogen. Für kapitalmarktorientierte Unternehmen ist es daher an der Zeit proaktiv die Berichterstattung über Nachhaltigkeitssachverhalte anzugehen.
Die Deutsche Vereinigung für Finanzanalyse und Asset Management (DVFA) beispielsweise leistet hier aus Finanzmarktsicht Hilfestellung durch den Leitfaden KPI for ESG. In dem werden anschaulich wichtige Indikatoren und deren Berechnungsmöglichkeiten dargestellt die sich sehr gut im Unternehmenskontext nutzen lassen. Die ersten Nachhaltigkeits-Indizes (SRI) zeigen ebenfalls an wohin die Reise geht (Dow Jones Sustainability Indexes oder der FTSE4Good).

Nachhaltigkeit: Freiwillig und ohne einheitliche Standards? Mitnichten!

Man könnte meinen so wie über Nachhaltigkeit von Unternehmen berichtet wird, handelt es sich um freiwillige Angaben. Dies allerdings ist ganz und gar nicht so.
 

Verpflichtung zur Berichterstattung über Nachhaltigkeit
Mit dem BilReG von 2004 wurden nicht-finanzielle Leistungsindikatoren Pflichtbestandteil in die Lageberichterstattung von Unternehmen. Um dieser Verpflichtung zu unterliegen muss es sich bei dem Unternehmen um:

eine große Kapitalgesellschaft (§ 267 HGB) oder
um einen Konzern handeln und
nicht finanzielle Indikatoren für das Verständnis des Geschäftsverlaufs oder der Lage des Unternehmens von Bedeutung sein.

Der Gesetzgeber nennt hier als Beispiel für nicht-finanzielle Leistungsindikatoren beispielsweise Umwelt- und Arbeitnehmerbelange (§ 315 I HGB).
Das heißt: Wenn bei einem Unternehmen im Geschäftsjahr Nachhaltigkeitssachverhalte
eingetreten sind oder sich dahingehend verändert haben, dass sie eine Bedeutung für Geschäft oder Lage jetzt oder in der Zukunft haben, muss darüber im Lagebericht Bericht erstattet werden.
Wenn also gewünscht ist gesetzeskonform zu berichten, muss, unter diesen Umständen, Nachhaltigkeit voll mit berücksichtigt werden.

Leitfäden und Standards
Nachhaltigkeit kann gut gemanaged werden und es kann gut darüber berichtet werden, denn Standards und Leitfäden gibt es, die das Thema Nachhaltigkeit zum Inhalt haben. Hier ein paar Beispiele:

Global Compact der UN: Kein Standard oder Leitfaden im eigentlichen Sinne, sondern viel mehr ein Set an Verpflichtungen, die bereits eine Richtung zeigen können.
http://www.unglobalcompact.org/AboutTheGC/TheTenPrinciples/index.html

G3 der Global Reporting Initiative: Weltweit anerkannte Richtlinie für die Erstellung von Nachhaltigkeitsberichten von Unternehmen.
http://www.globalreporting.org/ReportingFramework/G3Guidelines/#5

KPIs for ESG von der Deutschen Vereinigung für Finanzanalyse und Asset Management: Leitfaden mit Anforderungen des Finanzmarktes an die Nachhaltigkeitsberichterstattung.
http://www.dvfa.de/files/die_dvfa/kommissionen/non_financials/application/pdf/KPIs_ESG_FINAL.pdf 

SA8000 von Social Accountability International: Leitfaden mit Anforderungen speziell für den Sozialen Sektor der Nachhaltigkeit.
http://www.sa8000.org/ anforderungen

EMAS oder ISO 14001: Standards für Umweltmanagement
http://www.iso.org/

ISAE 3000 der International Federation of Accountants: Guide zur Prüfung von Nachhaltigkeitssachverhalten.
http://www.ifac.org/IAASB/ProjectHistory.php?ProjID=0008

AA1000 Assurance Standard vom Institute of Social and Ethical AccountAbility: Guide zur Prüfung unter Berücksichtigung von Stakeholdern.
http://www.accountability.org.uk/uploadstore/cms/docs/Assurance%20Standard%20for%20
Web.pdf.

IDW PS 821 des Instituts deutscher Wirtschaftsprüfer: Grundsätze ordnungsmäßiger Prüfung oder prüferischer Durchsicht von Berichten im Bereich der Nachhaltigkeit
http://www.idw.de/idw/portal/n281334/n281114/n302246/index.jsp

Das heißt: Es besteht nicht nur eine unternehmerische Verantwortung Nachhaltigkeit zu managen, viele Unternehmen sind zudem verpflichtet über Nachhaltigkeit zu berichten. Und es gibt eine Reihe von Standards und Leitfäden, die dabei helfen können sowohl in der  Berichterstattung als auch im Management gute Leistungen zu erreichen.

Artikel zu Intangible Assets und Unternehmensgrößen im Magazin Wissensmanagement

In der April/Mai Ausgabe Heft Nr. 3 der Zeitschrift Wissensmanagement erschien ein Grundsatzartikel von Prof. Dr. Frank Linde (FH Köln) und Jens Brodersen (DIIW). Inhalt des Artikels sind belegte Zusammenhänge zwischen Immateriellen Werten und Unternehmensgrößen sowie eine Diskussion über einen elaborierten Reportingprozess. Hier ein Abstract.

[…] Wissen als immaterieller Unternehmenswert
von Frank Linde, Jens Brodersen

Wissen ist ein immaterieller Wert. Immaterielle Werte, oder auch Intangible Assets im anglo-amerikanischen Sprachgebrauch, sind all jene Werte, die mittelbar oder unmittelbar auf den Unternehmenserfolg oder Unternehmenswert wirken, aber nicht fassbar und nicht direkt monetär messbar sind. Zu den immateriellen Werten zählen beispielsweise die Kundenzufriedenheit, der Markenwert, das Innovationspotenzial, die Mitarbeiterkompetenz, verschiedene Qualitätsstandards oder die Unternehmenskultur. Solche immateriellen Werte eines Unternehmens werden buchhalterisch nicht erfasst, auch in der Bilanz sucht man sie vergeblich. Ganz generell wohnt ihnen ein Dilemma inne: Zwar sind immaterielle Werte für Unternehmen von überragender Bedeutung [1], aber aufgrund ihrer nur indirekten monetären Bewertbarkeit werden sie häufig vom Management ignoriert, frei nach dem Motto: „You can’t manage what you can’t measure.“ Wo ließe sich also ansetzen, wenn man eine Verbindung zwischen den immateriellen Werten und dem Unternehmenserfolg herstellen will? […]

http://www.wissensmanagement.net/print/archiv/2008/wissensmanagement-03.shtml

Intangible Assets und das Gesetz zur Modernisierung des Bilanzrechts (Bilanzrechtsmodernisierungsgesetz, BilMoG)

Über die Notwendigkeit Intangible Assets elaboriert zu managen und zu reporten haben wir ja hier bereits ausführlich berichtet, ebenso wie über die Tatsache, das viele Unternehmen und Organisationen in Deutschland das Thema sträflich vernachlässigen. Nun geht der Gesetzgeber den nächsten Schritt: Das Gesetz zur Modernisierung des Bilanzrechts (Bilanzrechtsmodernisierungsgesetz, BilMoG) zielt auf die Verbesserung der Aussagekraft der Finanzberichtserstattung und eine kleine Annäherung an den internationalen Standard IFRS. Neben neuen Regelungen zu Zweckgesellschaften und Rückstellungen ist die deutliche Neuerung die Möglichkeit, auch immaterielle selbstgeschaffene Vermögensgegenstände des Anlagevermögens zu bilanzierungspflichtigen Posten zu erklären. D.h. hierdurch wird die Aussagekraft der Bilanz, insbesondere bei innovationsstarken Unternehmen oder Dienstleistungsunternehmen mit geringen, traditionellem Anlagevermögen, deutlich gestärkt. Ferner hat dies zur Folge, dass Intangible Assets nun kein Rand- oder Schön-Wetter-Thema mehr sind, sondern zur Notwendigkeit in der Unternehmenssteuerung und im Unternehmensreporting werden. Der Gesetzgeber ist mit dem BilMoG einen wichtigen Schritt gegegangen…jetzt bleibt abzuwarten wie die Unternehmen nachziehen.

Regierungsentwurf des Bilanzrechtsmodernisierungsgesetzes
http://www.bmj.bund.de/files/-/3152/RegE%20Gesetz%20zur%20Modernisierung%20des%20Bilanzrechts.pdf

Stellungsnahme des Bundesrates
http://www.bundesrat.de/cln_050/nn_8336/SharedDocs/Drucksachen/2008/0301-400/344-08_28B_29,templateId=raw,property=publicationFile.pdf/344-08(B).pdf

Zusammenhang zwischen Mitarbeiterzufriedenheit und Shareholdervalue…

Auf der Suche nach belegten Zusammenhängen zwischen immateriellen und materiellen Werten trifft man immer wieder auf interessante Inhalte.  Hier zum Beispiel der Zusammenhang zwischen Mitarbeiterzufriedenheit und Shareholdervalue untersucht von Alex Edmans von der University of Pennsylvania gefunden im Scoial Science Research Network.

This paper analyzes the relationship between employee satisfaction and long-run stock performance. A portfolio of stocks selected by Fortune magazine as the “Best Companies to Work For in America” in January 1998 earned over double the market return by the end of 2005, and a monthly four-factor alpha of 0.64%. The portfolio also outperformed industry- and characteristics-matched benchmarks. These findings have two main implications. First, they suggest that employee satisfaction improves corporate performance rather than representing ine¢ ciently excessive non-pecuniary compensation. Second, they imply that the stock market does not fully value intangibles, even when they are made visible by a publicly available survey. This suggests that intangible investment generally may not be incorporated into short-term prices, providing support for managerial myopia theories.

http://papers.ssrn.com/sol3/papers.cfm?abstract_id=985735