Corporate Sustainability Barometer von PwC und CSM – „Nachhaltigkeit läuft noch immer nebenher“

PricewaterhouseCoopers (PwC) und die Leuphana-Universität Lüneburg haben jüngst die Studie „Corporate Sustainability Barometer – Wie nachhaltig agieren Unternehmen in Deutschland?“ veröffentlicht.

Die Studie beruht auf einer Umfrage unter 112 Unternehmen und stellt den Stand der Umsetzung von Nachhaltigkeit und Nachhaltigkeitsmanagement in deutschen Unternehmen dar.

Eines der Ergebnisse:

In Rechnungswesen, Controlling und Finanzabteilungen deutscher Unternehmen sind Nachhaltigkeitsthemen noch immer nicht richtig angekommen. Zwar werden Umwelt- und Nachhaltigkeitsmanagement fast überall betrieben. Motiviert ist das Engagement jedoch zumeist durch Reputationsgewinne. Die Chance, durch den Einbezug von Rechnungswesen, Controlling und Finanzen zur Steuerung der Nachhaltigkeitsleistung etablierte Informations- und Steuerungsansätze zu nutzen, verpassen viele.

Die Studie kann unter folgendem Link bestellt oder heruntergeladen werden:

www.pwc.de/de/sustainability-barometer

Nachhaltigkeit robust verankert? Eine Prüfung mit AA1000 erzeugt Klarheit

Der Standard AA1000 von AccountAbility ist in der aktuellen Fassung von 2008 erschienen. Hiermit steht der einzige, globale Prüfungsstand für Nachhaltigkeitsaktivitäten in einer ebenso konsequenten wie ambitionierten Version für die Anwendung in der betrieblichen Praxis zur Verfügung. Er steht dabei für nicht weniger als eine Zeitenwende im Nachhaltigkeitsmanagement. 

Allgemeines 

Neben weitere Dokumenten sind die wesentlichen Bestandteile des AA1000 der AA1000 (2008) AS (Assurance Standard) und der AA1000 (2008) APS (AccountAbility Principles Standard). Im Kern zielt eine Überprüfung nach AA1000 darauf ab, eine Aussage über die Ausgestaltung der Organisation in puncto Nachhaltigkeit zu ermöglichen. Eine Überprüfung von Angaben, Zahlen und Fakten im Zusammenhang mit der Nachhaltigkeitsleistung ist, unter Hinzunahme weiterer Standards (bspw. ISAE 3000 oder GRI G3) möglich und sinnvoll, aber entscheidend ist die Ausgestaltung von Nachhaltigkeit im gesamten Unternehmen. 

Die AA1000-Prinzipien 

Der AA1000 fußt indes auf den drei Prinzipien Inclusivity, Materiality und Responsivness. Eine Organisation die AA1000-konform ausgerichtet ist, soll also seine Anspruchsgruppen mit in das Management und in die betriebliche Tätigkeit einbeziehen (Inclusivness), im Rahmen der Nachhaltigkeitsaktivitäten all das Wesentliche tun (Materiality) und unter Berücksichtigung von und mit Anspruchsgruppen zusammen arbeiten (Responsivness). Die konkreten Ansätze dazu sind im AA1000 (2008) APS beschrieben und zeigen bereits den Weg auf: Nachhaltigkeit als reines PR-oder Marketingthema isoliert anzugehen ist nicht zielführend und dies wird in dem Standard entsprechend berücksichtigt. Stattdessen muss Nachhaltigkeit das gesamte Unternehmen durchdringen. Der AA1000 ist in seinem Fokus bei Prüfungstiefe und Prüfungssicherheit untergliedert.  

Prüfungstiefe 

Eine AA1000 Typ 1 Überprüfung untersucht die Anwendung und Umsetzung der AA1000 Prinzipien in der Organisation. Eine AA1000 Typ 2 Überprüfung untersucht zusätzlich dazu noch Angaben, Zahlen und Fakten im Zusammenhang mit der Nachhaltigkeitsleistung, bspw. auf Basis der Angaben in einem Nachhaltigkeitsbericht.  

Prüfungssicherheit 

Die Prüfungssicherheit unterscheidet sich hier in ‚moderate assurance‘ und ‚high assurance‘. Während moderate assurance nur eine Prüfung auf Managementebene und nur weniger Quellen erfordert, verlangt eine high assurance Prüfung ein Überprüfung auf allen Ebenen und die Einbeziehung vieler, auch externer Quellen. 

Ungewisse Zukunft 

Wie der Standard in der Praxis angenommen wird, bleibt abzuwarten, denn wie eine Prüfung in Gänze und Detail durchzuführen ist, bleibt der Standard dem Leser schuldig. Dies, und auch die vier verschiedenen Prüfungsausgestaltungsmöglichkeiten könnten in der Praxis zu Problemen führen. Dem entgegen steht die Tatsache, dass der Vorgängerstandard und AccountAbility ein hohes Ansehen besitzen. Auch dass der Standard Nachhaltigkeit sehr modern und sinnvoll betrachtet und auf konsequente Art einfordert, könnte der Akzeptanz sehr zu gute kommen.   In jedem Fall gilt: Für Unternehmen die Nachhaltigkeit ernsthaft betreiben und darüber berichten, führt über kurz oder lang kein Weg am Prüfstein AA1000 vorbei. Welche als erstes überhaupt, bspw. nach Typ 2 high assurance, ein Testat erhalten, bleibt abzuwarten.  

Standard und weitere Informationen: http://www.accountability21.net/aa1000series

Nachhaltigkeit und die Bedeutung für den Finanzmarkt

Nicht nur für Kunden, Mitarbeiter, den Staat, Zulieferer oder Aufsichtsbehörden rückt Nachhaltigkeit immer mehr in den Fokus des Interesses. Auch aus einer Ecke von der man es im ersten Moment gar nicht so direkt vermuten würde, wird Interesse an Nachhaltigkeit immer lauter: Vom Finanzmarkt.

Investoren legen ihr Geld dort an wo sich vermutlich eine Rendite erzielen lässt. Hierbei steht das Risiko in Kombination mit der Renditerwartung klar im Mittelpunkt des Handelns. Nur auf welcher Basis werden Investmententscheidungen getroffen? Neben den allgemein zugänglichen Informationen, bspw. Marktinformationen, sind die Informationen die das Unternehmen selbst veröffentlicht von gewichtiger Bedeutung für den Investor.

Gerade wenn die Anlage nicht nur ein kurzfristiges, sondern mittel- bis langfristiges Investment ist, benötigt der Investor mehr Informationen als nur nackte Finanzkennzahlen.  Hier geht es um Glaubwürdigkeit, Vertrauen, eine  zukunftsfähige Strategie und nachhaltigen Geschäftserfolg. Hier ist es fraglich in wie weit ein Unternehmen glaubwürdig ist,  also sich für ein langfristiges Investment eignet,  wenn es über seine zukünftige Ausrichtung, über Nachhaltigkeit und die eigene unternehmerische Verantwortung nicht berichten will oder nicht berichten kann.

Lage- und Nachhaltigkeitsberichte werden verstärkt für Investitionsentscheidungen herangezogen. Für kapitalmarktorientierte Unternehmen ist es daher an der Zeit proaktiv die Berichterstattung über Nachhaltigkeitssachverhalte anzugehen.
Die Deutsche Vereinigung für Finanzanalyse und Asset Management (DVFA) beispielsweise leistet hier aus Finanzmarktsicht Hilfestellung durch den Leitfaden KPI for ESG. In dem werden anschaulich wichtige Indikatoren und deren Berechnungsmöglichkeiten dargestellt die sich sehr gut im Unternehmenskontext nutzen lassen. Die ersten Nachhaltigkeits-Indizes (SRI) zeigen ebenfalls an wohin die Reise geht (Dow Jones Sustainability Indexes oder der FTSE4Good).

Nachhaltigkeit: Freiwillig und ohne einheitliche Standards? Mitnichten!

Man könnte meinen so wie über Nachhaltigkeit von Unternehmen berichtet wird, handelt es sich um freiwillige Angaben. Dies allerdings ist ganz und gar nicht so.
 

Verpflichtung zur Berichterstattung über Nachhaltigkeit
Mit dem BilReG von 2004 wurden nicht-finanzielle Leistungsindikatoren Pflichtbestandteil in die Lageberichterstattung von Unternehmen. Um dieser Verpflichtung zu unterliegen muss es sich bei dem Unternehmen um:

eine große Kapitalgesellschaft (§ 267 HGB) oder
um einen Konzern handeln und
nicht finanzielle Indikatoren für das Verständnis des Geschäftsverlaufs oder der Lage des Unternehmens von Bedeutung sein.

Der Gesetzgeber nennt hier als Beispiel für nicht-finanzielle Leistungsindikatoren beispielsweise Umwelt- und Arbeitnehmerbelange (§ 315 I HGB).
Das heißt: Wenn bei einem Unternehmen im Geschäftsjahr Nachhaltigkeitssachverhalte
eingetreten sind oder sich dahingehend verändert haben, dass sie eine Bedeutung für Geschäft oder Lage jetzt oder in der Zukunft haben, muss darüber im Lagebericht Bericht erstattet werden.
Wenn also gewünscht ist gesetzeskonform zu berichten, muss, unter diesen Umständen, Nachhaltigkeit voll mit berücksichtigt werden.

Leitfäden und Standards
Nachhaltigkeit kann gut gemanaged werden und es kann gut darüber berichtet werden, denn Standards und Leitfäden gibt es, die das Thema Nachhaltigkeit zum Inhalt haben. Hier ein paar Beispiele:

Global Compact der UN: Kein Standard oder Leitfaden im eigentlichen Sinne, sondern viel mehr ein Set an Verpflichtungen, die bereits eine Richtung zeigen können.
http://www.unglobalcompact.org/AboutTheGC/TheTenPrinciples/index.html

G3 der Global Reporting Initiative: Weltweit anerkannte Richtlinie für die Erstellung von Nachhaltigkeitsberichten von Unternehmen.
http://www.globalreporting.org/ReportingFramework/G3Guidelines/#5

KPIs for ESG von der Deutschen Vereinigung für Finanzanalyse und Asset Management: Leitfaden mit Anforderungen des Finanzmarktes an die Nachhaltigkeitsberichterstattung.
http://www.dvfa.de/files/die_dvfa/kommissionen/non_financials/application/pdf/KPIs_ESG_FINAL.pdf 

SA8000 von Social Accountability International: Leitfaden mit Anforderungen speziell für den Sozialen Sektor der Nachhaltigkeit.
http://www.sa8000.org/ anforderungen

EMAS oder ISO 14001: Standards für Umweltmanagement
http://www.iso.org/

ISAE 3000 der International Federation of Accountants: Guide zur Prüfung von Nachhaltigkeitssachverhalten.
http://www.ifac.org/IAASB/ProjectHistory.php?ProjID=0008

AA1000 Assurance Standard vom Institute of Social and Ethical AccountAbility: Guide zur Prüfung unter Berücksichtigung von Stakeholdern.
http://www.accountability.org.uk/uploadstore/cms/docs/Assurance%20Standard%20for%20
Web.pdf.

IDW PS 821 des Instituts deutscher Wirtschaftsprüfer: Grundsätze ordnungsmäßiger Prüfung oder prüferischer Durchsicht von Berichten im Bereich der Nachhaltigkeit
http://www.idw.de/idw/portal/n281334/n281114/n302246/index.jsp

Das heißt: Es besteht nicht nur eine unternehmerische Verantwortung Nachhaltigkeit zu managen, viele Unternehmen sind zudem verpflichtet über Nachhaltigkeit zu berichten. Und es gibt eine Reihe von Standards und Leitfäden, die dabei helfen können sowohl in der  Berichterstattung als auch im Management gute Leistungen zu erreichen.

Artikel zu Intangible Assets und Unternehmensgrößen im Magazin Wissensmanagement

In der April/Mai Ausgabe Heft Nr. 3 der Zeitschrift Wissensmanagement erschien ein Grundsatzartikel von Prof. Dr. Frank Linde (FH Köln) und Jens Brodersen (DIIW). Inhalt des Artikels sind belegte Zusammenhänge zwischen Immateriellen Werten und Unternehmensgrößen sowie eine Diskussion über einen elaborierten Reportingprozess. Hier ein Abstract.

[…] Wissen als immaterieller Unternehmenswert
von Frank Linde, Jens Brodersen

Wissen ist ein immaterieller Wert. Immaterielle Werte, oder auch Intangible Assets im anglo-amerikanischen Sprachgebrauch, sind all jene Werte, die mittelbar oder unmittelbar auf den Unternehmenserfolg oder Unternehmenswert wirken, aber nicht fassbar und nicht direkt monetär messbar sind. Zu den immateriellen Werten zählen beispielsweise die Kundenzufriedenheit, der Markenwert, das Innovationspotenzial, die Mitarbeiterkompetenz, verschiedene Qualitätsstandards oder die Unternehmenskultur. Solche immateriellen Werte eines Unternehmens werden buchhalterisch nicht erfasst, auch in der Bilanz sucht man sie vergeblich. Ganz generell wohnt ihnen ein Dilemma inne: Zwar sind immaterielle Werte für Unternehmen von überragender Bedeutung [1], aber aufgrund ihrer nur indirekten monetären Bewertbarkeit werden sie häufig vom Management ignoriert, frei nach dem Motto: „You can’t manage what you can’t measure.“ Wo ließe sich also ansetzen, wenn man eine Verbindung zwischen den immateriellen Werten und dem Unternehmenserfolg herstellen will? […]

http://www.wissensmanagement.net/print/archiv/2008/wissensmanagement-03.shtml

Intangible Assets und das Gesetz zur Modernisierung des Bilanzrechts (Bilanzrechtsmodernisierungsgesetz, BilMoG)

Über die Notwendigkeit Intangible Assets elaboriert zu managen und zu reporten haben wir ja hier bereits ausführlich berichtet, ebenso wie über die Tatsache, das viele Unternehmen und Organisationen in Deutschland das Thema sträflich vernachlässigen. Nun geht der Gesetzgeber den nächsten Schritt: Das Gesetz zur Modernisierung des Bilanzrechts (Bilanzrechtsmodernisierungsgesetz, BilMoG) zielt auf die Verbesserung der Aussagekraft der Finanzberichtserstattung und eine kleine Annäherung an den internationalen Standard IFRS. Neben neuen Regelungen zu Zweckgesellschaften und Rückstellungen ist die deutliche Neuerung die Möglichkeit, auch immaterielle selbstgeschaffene Vermögensgegenstände des Anlagevermögens zu bilanzierungspflichtigen Posten zu erklären. D.h. hierdurch wird die Aussagekraft der Bilanz, insbesondere bei innovationsstarken Unternehmen oder Dienstleistungsunternehmen mit geringen, traditionellem Anlagevermögen, deutlich gestärkt. Ferner hat dies zur Folge, dass Intangible Assets nun kein Rand- oder Schön-Wetter-Thema mehr sind, sondern zur Notwendigkeit in der Unternehmenssteuerung und im Unternehmensreporting werden. Der Gesetzgeber ist mit dem BilMoG einen wichtigen Schritt gegegangen…jetzt bleibt abzuwarten wie die Unternehmen nachziehen.

Regierungsentwurf des Bilanzrechtsmodernisierungsgesetzes
http://www.bmj.bund.de/files/-/3152/RegE%20Gesetz%20zur%20Modernisierung%20des%20Bilanzrechts.pdf

Stellungsnahme des Bundesrates
http://www.bundesrat.de/cln_050/nn_8336/SharedDocs/Drucksachen/2008/0301-400/344-08_28B_29,templateId=raw,property=publicationFile.pdf/344-08(B).pdf

Zusammenhang zwischen Mitarbeiterzufriedenheit und Shareholdervalue…

Auf der Suche nach belegten Zusammenhängen zwischen immateriellen und materiellen Werten trifft man immer wieder auf interessante Inhalte.  Hier zum Beispiel der Zusammenhang zwischen Mitarbeiterzufriedenheit und Shareholdervalue untersucht von Alex Edmans von der University of Pennsylvania gefunden im Scoial Science Research Network.

This paper analyzes the relationship between employee satisfaction and long-run stock performance. A portfolio of stocks selected by Fortune magazine as the “Best Companies to Work For in America” in January 1998 earned over double the market return by the end of 2005, and a monthly four-factor alpha of 0.64%. The portfolio also outperformed industry- and characteristics-matched benchmarks. These findings have two main implications. First, they suggest that employee satisfaction improves corporate performance rather than representing ine¢ ciently excessive non-pecuniary compensation. Second, they imply that the stock market does not fully value intangibles, even when they are made visible by a publicly available survey. This suggests that intangible investment generally may not be incorporated into short-term prices, providing support for managerial myopia theories.

http://papers.ssrn.com/sol3/papers.cfm?abstract_id=985735